Hier werden Sie ständig informiert !

Bildmarke matt

Interessantes aus dem Klubleben

Zum 2.Advent

Sonntag, 07. Dezember 1958 – 2. Advent

In der Vorweihnachtszeit des Jahres 1958 war der Hungerwinter 1946/47 mit den Begleiterscheinungen des „weißen“ und „schwarzen“ Todes fast schon in Vergessenheit geraten. Es ging den meisten Menschen gut. Gleichwohl: Der Eiserne Vorhang hatte Deutschland in zwei Staatsgebilde geteilt. An der Grenze mitten durch Deutschland standen sich zwei Systemblöcke unversöhnlich gegenüber und niemand konnte ahnen, dass es wenige Jahre später mit dem Mauerbau in Berlin noch schlimmer kommen würde. Die Bundesrepublik war auf der Erfolgsstraße: Nach 1945 hatten sich anders als in der „DDR“ ( Schreibweise in Anführungsstrichen – gerne auch Ostzone, Sowjetzone oder schlicht Pankow genannt ) die Demontagen in Grenzen gehalten, die Währungsreform von 1948 setzte enorme Kräfte frei, und der Marshallplan wie auch andere Hilfen trugen zu einem Aufschwung bei, der heute als „Wirtschaftswunder“ ein stehender Begriff ist. Es gab gutes Geld für gute Arbeit, und auch die vielen „Übersiedler“ aus der „DDR“ wie auch ganze Betriebe, die von Ost nach West (noch) umzogen, brachten ihr Potential in diesen Aufschwung ein. Dennoch sah man buchstäblich die ersten dunklen Wolken am Horizont: An Rhein und Ruhr sowie im Saarland zeigten sich die ersten Symptome des langen Zechensterbens...

In Bad Nauheim leistete der Obergefreite Elvis Presley seinen Wehrdienst ab, unser Nachbar Frankreich führte einen blutigen Krieg in Algerien,  der Liter Normalbenzin kostete im Schnitt 57 Pfennige. Und die Bundesmarine stellte das Segelschulschiff „Gorch Fock“ in Dienst. Das Schiff beschäftigt uns noch heute...

Unsere Landsleute in Ostdeutschland wurden in großem Umfang mit „Westpaketen“ unterstützt, wurde doch erst in diesem Jahr die Lebensmittelrationierung in der „DDR“ endgültig abgeschafft ( im Westen bereits 1950...). Westpakete waren der Inbegriff des Konsumluxus – heute wissen wir, dass daran durchaus auch die Organe von Zoll und Staatssicherheit ihre Freude hatten und damit viele Pakete bei den Empfängern nicht ankamen. Der offiziell verlangte Vermerk „Geschenksendung, keine Handelsware“ auf dem Paket erfuhr damit eine besondere Interpretation. Das vorgeschriebene Inhaltsverzeichnis erleichterte zudem die schnelle Beurteilung, ob ein Diebstahl lohnend sein konnte.

Der Konsumrausch entwickelte Schwung: Stand der VW-Käfer als Symbol für das Wirtschaftswunder, so boomte die Nachfrage an Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen , Kühlschränken und Gefriertruhen. Fernseher oder gar die Phonotruhe mit eingebautem 10er Plattenwechsler zeugten von besonderem Luxus.

In Küche und Keller hielten neue Errungenschaften Einzug: Die Konserve löste das Einweckglas ab und die ersten Fertiggerichte kamen in das Kellerregal. Die Wiener Würstchen gab es nun im Glas, Erdbeeren und Champignons ebenfalls. Fertigsaucnen, Ketchup und Salate waren die Renner. Damit änderten sich die Eßgewohnheiten. Nach der Freßwelle kam die Edelfreßwelle. Das üppig dekorierte kalte Buffet war der Schlager, das gekochte Ei wurde mit unechtem Kaviar dekoriert, der Käseigel mit Weintrauben und bunten Plastikspießen durfte auf keiner Party fehlen. Kurz: Es wurde genossen, was Kalorien enthielt, exotisch aussah und natürlich auch nicht unbedingt zur Schlankmacherkost rechnete...

Die ersten Fernsehköche traten auf, ganz vorne die Kultfigur des Clemens Wilmenrod, eines gelernten Schauspielers, der niemals den Kochberuf erlernt hatte. Er war einer der frühen Stars der Kochlöffelszene und brillierte durch frei erfundene exotische Namen für einfachste Gerichte wie „Arabisches Reiterfleisch“ ( vulgo: Hackfleischpfanne ) oder den legendären „Toast Hawaii“, als dessen Erfinder er galt.

Seine Kochsendungen sind uns heute , natürlich in Schwarz – Weiß,  erhalten und im Internet verfügbar. Nahezu Kultstatus hat die legendäre Sendung, in der Wilmenrod sich als Erfinder der „gefüllten Erdbeere“ präsentiert und breit angelegt schildert, wie er mit „der gefüllten Erdbeere schwanger ging“ (sic !).

Der Blick zurück mit der Erinnerung an Vergangenes kann also durchaus gewinnbringend sei – gönnen Sie sich daher einmal einen alternativen Fernsehabend mit den Kochrezepten von Clemens Wilmenrod. Die Sendung hieß übrigens „ Bitte in 10 Minuten zu Tisch“. Wegen des hohen Unterhaltungswerts, den man persönlich erleben muß, wird daher an dieser Stelle das Rezept für Toast Hawaii und die gefüllte Erdbeere nicht präsentiert (kf)

Viel Spaß und guten Appetit  sowie einen schönen zweiten Advent wünscht Ihnen

Ihr Homepage – Team

Und natürlich haben wir aus unserer kleinen Adventsgalerie wieder ein Bild für Sie: Tilda Karolin ( 6 ) präsentiert den Weihnachtselch

 

Zurück