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Interessantes aus dem Klubleben

zum 3.Advent

Sonntag, 15. Dezember 1968 – 3. Advent

In der Vorweihnachtszeit dieses Jahres blickte man auf turbulente und streckenweise chaotische Zeiten zurück. Ein Schreckgespenst ging um in Europa und zog  eine scharfe Trennlinie zwischen die Generationen. Es hieß APO und wurde je nach Beliebigkeit von manchen Medien mit den Zutaten Sozialismus, Kommunismus und linker Studentenbewegung zu einem Brei verkocht, der sich angesichts des Gewaltmonopols des Staates als eine hochexplosive Mischung herausstellte. Rudi Dutschke war ein längst etabliertes Feindbild und die Kommune 1 stand für eine neue, chaotische Weltordnung der jungen Leute – jedenfalls für viele der älteren Generation.

In der Tschechoslowakei hatten im August eine halbe Million Soldaten des Warschauer Paktes ( ohne Teilnahme der DDR-Streikkräfte ) brutal mit Panzern den „Prager Frühling“ beendet und in den U.S.A. waren die Rassenunruhen nur mühsam eingedämmt worden. Den Chronisten als Abiturienten des Jahres 1968 erschütterte der Mord an Martin Luther King am 04.April und wenige Woche später das Attentat auf Robert Kennedy. Und dann war da ja noch der Krieg in Vietnam, der auch in Europa die jungen Menschen ( und nicht immer nur die Jungen...) auf die Straße in den friedlichen, aber auch gewaltsamen Protest trieb. Das alles ließ fast vergessen, dass das Wettrüsten des Kalten Krieges fast seinen Höchststand erreicht hatte.

In der Musikszene wurden die Protestsongs populär und in den Staaten gab Johnny Cash sein legendäres Konzert im Folso m State Prison. Auch er brachte in vielen seiner Songs Protest zum Ausdruck.

Das Jahr war voller Zündstoff. Es zeigte Gräben auf, die wenige Jahre vorher entstanden waren, als die junge Generation Fragen stellte, die von der älteren Generation nicht beantwortet werden konnten oder wollten. Das Ergebnis war ein kritisches Staats-und Obrigkeitsbild. Der „1968er“ kam als neuer Terminus in den allgemeinen Sprachgebrauch und ist heute wissenschaftlich etabliert. Gleichwohl muss der kritische Zeitgenosse feststellen, dass nicht jeder, der für sich heute – längst im Rentenalter und bestens alimentiert – den „1968er“ in Anspruch nimmt, auch ein solcher wirklich war. Nur im Jahr 1968 einmal in eine Demo geraten zu sein und ohne genau zu wissen, wer es war, „Ho Chi Minh“ gerufen zu haben, reicht eben nicht ganz...

Die Bundesrepublik wurde in Bonn vom Kabinett des Kanzlers Kurt-Georg Kiesinger regiert – auch sein Name stand für kontroverse Diskussionen angesichts seiner Vergangenheit im Nationalsozialismus. Vizekanzler und Außenminister war Willy Brandt, auch er wurde wegen seiner Vita attackiert und diffamiert. Nicht viel anders erging es dem Bundespräsidenten: Heinrich Lübke wurde wegen seiner Tätigkeit im Nationalsozialismus von der DDR genüsslich in allen Medien als „KZ – Baumeister“  apostrophiert. Und es gab Ministerien, die heute fast schon vergessen sind: Wohnungswesen und Städtebau, Post und Fernmeldewesen, Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsbeschädigte, Gesamtdeutsche Fragen und letztlich ein Bundesschatzministerium. Dieses existierte neben dem Finanzministerium und war anfangs für Fragen des Europäischen Wiederaufbaus zuständig. Der kritische Blick zurück zeigt, dass man das eine oder andere Ministerium in unserer heutigen Lage wieder gut gebrauchen könnte...

In der Autowelt traten neue Gefährte auf den Plan. Der neureiche Profiteur des Wirtschaftswunders träumte vom neuen Ferrari 365 „Daytona“, der erfolgreiche Unternehmer leistete sich den neuen, heute legendären Mercedes-Benz der Baureihe W 114 / W115 ( Grundpreis ohne  Zusatzausstattung knapp über 14.000,- DM ), in der Szene bekannt als „Strich – Acht“. Die Krönung der Mittelklasse auf dem Weg in die Oberklasse war der völlig neu entwickelte Audi 100.  Was kam für den Durchschnittsdeutschen, früher „Otto Normalverbraucher“ genannt, auf den Markt ? Es war der Erstauftritt des Ford Escort. Und der VW Käfer lief und lief und lief...

Der Fernsehkonsument erlebte einen neuen Service: Ab 01. Dezember wurde erstmals nach der abendlichen Tagesschau die Wetterkarte gesendet. Das Testbild bei Sendeschluss war allerdings unverändert.

Und was ist aus der Fresswelle der Vorjahre als Zeichen des Wirtschaftswunders geworden ? Nun, hier registriert der aufmerksame Zeitgenosse eine deutliche Hinwendung zum aktiven Verbraucherschutz: Im Jahr 1968 erließ der Bundesverband der deutschen Feinkostindustrie als Leitsätze für die Produktion eine „Richtlinie für Mayonnaise, Salatmayonnaise und Remoulade“. Dieses richtungsweisende Werk wurde übrigens letztmalig im Januar 2019 aktualisiert....Angesichts von so viel Mayonnaise und Remoulade verzichtet der Hobbykoch an dieser Stelle auf ein zeitgenössisches Kochrezept des Jahres 1968, erlebten zu jenen Zeiten doch ohnehin die Schnellimbisse mit Currywurst und Pommes Frites ihren Aufschwung.(kf)

Einen schönen und ruhigen dritten Advent wünscht Ihnen

Ihr Homepage – Team      

Natürlich sind unsere Nachwuchskünstler wieder dabei: Der heutige Adventsgruß kommt von Leo ( 8 ).

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